Die Industrie- und Firmengeschichte Sudenburgs

Firmenblatt: Bearbeitungsstand: 06.10.2021

Sudenburger Maschinenfabrik und Eisengießerei AG

Firmendaten:

Gründung - Ende: 1849 - 1925
Gründer: Ferdinand Friedrich August Klusemann (* 09.01.1822 in Löderburg, † 02.10.1878 in Magdeburg)
Hugo Ernst Christian Woltersdorf (* 11.06.1825 in Merseburg, † 12.01.1901 in Arnstadt)
Standort(e): Halberstädter Straße ???
Produkt(e): Maschinen, Apparate und ganze Einrichtungen für Rüben und Rohzuckerfabriken, Zuckerraffinerien und Stärkezuckerfabriken, aber auch für chemische Fabriken, insbesondere Sprengstofffabriken.
Bemerkungen: Zweigniederlassungen in Hannover-Hainholz und Oschersleben a. Bode. 
Briefkopf Sudenburger Maschinenfabrik 1906
Briefkopf der Sudenburger Maschinenfabrik und Eisengeisserei von 1906.
[Bildquelle: Archiv T. Garde]
Zeichnung Firmengelände 1870
Zeichnung vom Betriebsgelände an der Halberstädter Straße, ca. 1870 entstanden.
[Bildquelle: Ev. Kirchspiel Magdeburg-Süd]

Die Darstellung der Werkhallen ist in der Tiefe etwas übertrieben. Unten links im Bild zu sehen, das heute noch bestehende ehemalige Kontorgebäude. Nach Ende der Fabrik wurde es Gemeindehaus der St. Ambrosiusgemeinde, heute ist es in Privatbesitz. Es liegt (verdeckt) hinter dem mehrgeschossigen, von Klusemann an der Halberstädter Straße errichteten Wohnhaus. Es gehört der evangelischen Kirche und beherbergt heute u.a. den Gemeindesaal der St. Ambrosiusgemeinde und die Verwaltung des Kirchspiels Magdeburg-Süd.

Firmenchronik:

 - 1849 -   [nach oben]

Firmengründung als Maschinenfabrik Klusemann & Woltersdorf

 - 1858 -   [nach oben]

Das Unternehmen beschäftigt 100 Personen.

 - 1860 -   [nach oben]

F. A. Klusemann übernimmt die Anteile seines Partners Hugo Woltersdorf, der in Arnstadt die Güntersmühle kauft und dort fortan als Familienunternehmen betreibt. Die Maschinenfabrik firmiert nun als
Friedrich August Klusemann Maschinenbauanstalt & Eisengießerei

 - 1870 - Patenterteilung.   [nach oben]


Patent Sudenburger Maschinenfabrik 1970
Patent von 1870:
"APPARAT ZUR HERSTELLUNG VON WÜRFELZUCKER"
[Bildquelle: Archiv T. Garde]


 - 1872 - Umwandlung in eine Aktiengesellschaft   [nach oben]

Neuer Name:

Sudenburger Maschinenfabrik und Eisengiesserei AG.

Der Eintrag ins Handelsregister erfolgte am 27.09.1872. Klusemann wird Vorsitzender des Aufsichtsrates.
Bezüglich Gründung der Aktiengesellschaft wurden Unregelmäßigkeiten aufgedeckt, mit denen sich die beteiligten Gründer zu ungunsten der künftigen Aktionäre bereichern wollten. Der Aktienwert wurde mit 850.000 Mark viel höher angesetzt, als es dem Wert der Fabrik entsprach. Die sechs Hauptangeklagten wurden zu 6 Monaten Gefängnis und 3000 Mark Geldstrafe, Klusemann als Gehilfe der Tat zu 3 Monaten Gefängnis und 1500 Mark Geldstrafe verurteilt. Im Vorfeld des Gerichtsverfahrens erklärten sich die Angeklagten bereit, die den realen Wert übersteigenden Aktien im Wert von 200.000 Mark zu vernichtet. Klusemann trug dabei den größten Anteil: Aktien im Wert von 120.000 Mark.

 - 1878 -   [nach oben]

F. A. Klusemann verstirbt am 02.10.1878 in Magdeburg.

 - 1902 - Werbeanzeige   [nach oben]

Werbeanzeige 1902
Werbeanzeige "Sicherheitsvorrichtungen" von 1902
[Bildquelle: Archiv T. Garde]


 - 1904 - Werbeprospekt   [nach oben]

Prospekt von 1904
Prospekt von 1904: Verdampfapparate.
[Bildquelle: Archiv T. Garde]


 - 1909 -   [nach oben]

Die Klusemann'sche Villa in der heutigen Otto-von-Guericke-Straße wird von der Familie verkauft. Heute ist das Gebäude ein Teil der "Freien Kammerspiele".

 - 1920 -   [nach oben]


Werbeanzeige 1902
Aktie der Sudenburger Maschinenfabrik und Eisengießerei AG von 1920.
[Bildquelle: Archiv T. Garde]


 - 1921 (?) -   [nach oben]

Gründung einer Niederlassung in Oschersleben, durch Übernahme des Geländes der "Aktien-Gesellschaft-Otto" (AGO).

 - 1921/22 -   [nach oben]

Auf dem Fabrikgelände der Zweigstelle Oschersleben werden neue Werkhallen errichtet und mit Fertigstellung die gesamte Produktion dorthin verlegt. Gießerei, Direktion und Verwaltung verblieben in Sudenburg.

 - 1925 -   [nach oben]

25.12.: Konkurseröffnung.
Die Inflationszeit (Hyperinflation) führte zum Niedergang des Unternehmens.

 - 1930 -   [nach oben]

Versteigerung der Werkhallen der Niederlassung Oschersleben.

Personal:

Grundlage der Tabelle sind Mitgliederlisten des Verein deutscher Ingenieure (VDI). Er wurde 1856 gegründet, die Bezirksgruppe Magdeburg folgte 1858. Berücksichtigt, weil online zugängig, sind hier nur die Jahre 1879-1912, 1914 und 1925.

Im Mitgliederverzeichnis des VDI (Verein Deutscher Ingenieure, Gründungsjahr 1856, Magdeburger Bezirksverein 1857) findet sich zwischen 1879 und 1925 folgende Einträge zur Sudenburger Maschinenfabrik und Eisengießerei A.-G.:
Dallach, E. 1879-1891: , Ingenieur der Sud. Masch. u. Eiseng. AG in Sudenburg.
Stromberg, A. 1879-1900: Direktor der Sud. Masch. u. Eiseng. AG in Sudenburg.
1901 ist Stomberg als Direktor a.D., Kaiserstr. 38 geführt,
1902 mit Hausnr. 34., 1907: Stromberg, Ad., Ing., Kaiserstr. 35. Sohn?

Berner, Alb. 1893-1907: Oberingenieur der Sud. Masch. u. Eiseng. AG, MD-Sudenburg.
ab 1901-1907 als techn. Direktor geführt, 1908-11 Fabrikdirektor bei Böhm, Burckas & Co. GmbH, Helmstedt. 1912-14 geänderte Adresse: Schöningen (Kr. Helmstedt).
Allolio, Walter 1903-1909: Direktor der Sud. Masch. u. Eiseng. AG, MD-Sudenburg (Bayr).
1910-12 ist Allolio bei der A.G. Saaler, Theningen geführt, 1914: Fabrikdirektor, Emmendingen, Schloßberg 2
Minner, Carl 1907-1908: Ingenieur der Sud. Masch. u. Eiseng. AG, MD-Sudenburg.
1909-12 ist Minner als Ing der Maschinenbau-AG Golzern, Golzern-Grimma geführt (1912 Golzern (Mulde),
1914 als Ing., Grimma (Sa.), Bahnhofstr. 13

Pick, Richard 1908: Ingenieur der Sud. Masch. u. Eiseng. AG, Magdeburg, Moltkestr. 9.
1909-11: Oberingenieur bei Bromovsky, Schulz & Sohr, Prag,
1912-14: Ing. stellv. Direktor d. Ersten Brünner Maschinenfabrik Gesellschaft, Brünn (Mähren).

Puppe, Fr. 1907-1908: Abt.-Ingen. der Sud. Masch. u. Eiseng. AG, MD-Sudenburg.
1909-11 als Ingenieur und Frabrikbesitzer, Zerbst (Anhalt), 1912: Oberingenieur, Darmstadt, Liebigstr. 53, 1914: Oberingenieur, Magdeburg, Olvenstedter Str. 27.
Bode, Louis 1909-1925: Oberingenieur der Sud. Masch. u. Eiseng. AG. 1925: Mit Adresse MD-Sudenburg, Ambrosiusplatz 2.
Stanek, Wilhelm 1912: Abt.-Chef u. Oberingenieur der Sud. Masch. u. Eiseng. AG, MD-Sudenburg.
1914: Oberingenieur, Arnswalde, Bahnhofstr. 1.
Jancke, Willy 1912: Oberingenieur der Sud. Masch. u. Eiseng. AG, MD-Wilhelmstadt, Schleiermacherstr. 1.
...
1925: Prokurist und Oberingenieur, Sud. Masch. u. Eiseng. AG, MD-Alte Neustadt, Gitschiner Str. 2 (M).
...
Ebert, Curt O. P. 1925: Ob.-Ing., SMuE AG, MD-Sudenburg, Halberstädter Str. 119 (M).
Hellweger, Felix 1925: Ing., SMuE AG, ????, Lützowstr. 25 (M).
Knüppel, August 1925: Ob.-Ing., SMuE AG, MD-Sudenburg, Klewizstr. 12 (M).
Neßler, Ernst 1925: Dipl.-Ing., SMuE AG, MD-Sudenburg, Braunschweiger Str. 33.
Prinz, Hugo 1925: Ing., SMuE AG, MD-Wilhelmstadt, Gr. Diesdorfer Str. 36b.
Saeger, Friedrich 1925: Ing., Generaldirektor, Sudenburger Maschinenfabrik und Eisengießerei AG, MD-Sudenburg, Halberstädter Str. 103.
Viecenz, Victor 1925: Ob.-Ing., SMuE AG, Magdeburg, Augustastr. 11 (M).

Auftragsliste:

Jahr: Auftrag:
1878 Umbau der Langenweddinger Aktien-Zuckerfabrik.
1881/82 Bau der Zuckerfabrik Lüben (Schlesien).
1889 Produktionsanlage der Aktien-Zuckerfabrik Goldbeck für 499.000 Mark.
1912/13 Umbau der Clauener Actien-Zucker-Fabrik.
1914 Umbau der Zuckerfabrik Dirschau (Westpreußen).

Quellen:

Fundstellen:

Hugo Ernst Christian Woltersdorf wurde am 11. Juni 1825 in Merseburg geboren. Er starb am 12. Januar 1901 in Arnstadt - Thüringen. Er heiratete Rosalie Horwicz am 8. Mai 1853 in Marienwerder - Westpreussen.
Quelle: http://file1.npage.de/006216/81/html/htmg13.htm#292

Am 15. September 1859 kaufte der in Merseburg geborene Hugo Woltersdorf, Mitinhaber der Maschinenfabrik und Eisengießerei "Klusemann & Woltersdorf" aus Sudenburg bei Magdeburg, die Günthersmühle.
Quelle: http://www.drehkopf.de/arn/guentm.htm

Am 1.1.1860 fand sie ihren ersten Käufer in Hugo Woltersdorf (11.6.1825 in Merseburg), der später das Prädikat „Kommerzienrat“ erhielt.

"Die OHG, deren Gründungsdirektor ein Herr Fläschendraeger war, beauftragte die Sudenburger Maschinenfabrik (Magdeburg) mit dem Bau der Fabrikanlage, die daraufhin zügig (1881/82) errichtet wurde. Nach dem damals üblichen Verfahren wurden Saftgewinnung und -reinigung anfangs durch Diffusion und Elution bewirkt. Später arbeitete man auch mit Knochenkohle und Pauly'scher Verdampfung. Für die Schnitzeltrocknung wurden die Abgase des Kesselhauses verwendet."
Quelle: http://www.lueben-damals.de/zucker.html

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1.2 Die Zuckerraffinerie / Sudenburger Maschinenfabrik
Westlich vom Güterbahnhof der Grubenbahn befand sich der Gleisanschluß zur Zuckerraffinerie Oschersleben, die an die Grubenbahn der Schachtanlage "Marie-Luise" angeschlossen war. Die Zuckerraffinerie wurde von 1895 bis 1897 erbaut und erhielt bereits im April 1895 eine Genehmigung für die Gleisanschlußanlage.

Der Betrieb der Zuckerraffinerie bestand bis zum I. Weltkrieg. Das Gelände wurde 1916 von Gustav Otto und Josef Schrittisser übernommen, die die "Aktien-Gesellschaft-Otto" (AGO) gründeten. Zunächst erfolgte der Bau von Flugzeugteilen, nach dem I. Weltkrieg wurde die Produktion auf den Bau von Kraftfahrzeugen umgestellt, bevor der Betrieb schließlich ein Opfer der Wirtschaftskrise wurde. Nachfolger auf dem Betriebsgelände der AGO wurde die Sudenburger Maschinenfabrik und Eisengießerei A.G., Magdeburg, die auch neue Werkhallen errichten ließ. Aber auch diese Firma wurde ein Opfer der Wirtschaftskrise, die Versteigerung der Werkhallen erfolgte 1930.

Quelle: http://www.spicher-online.de/page200.htm

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