Die Industriegeschichte Sudenburgs

Firmenblatt: Bearbeitungsstand: 11.02.2016

Müller & Weichsel

Zichorien- und Tabakfabrik

Firmendaten:

Gründung - Ende: 1823 - ca 1869/70
Gründer: Heinrich Wilhelm Müller (* 12.12.1785 in Trebnitz (?), † 12.04.1869 in Magdeburg)
August Weichsel (* ????, † ????)
Standort(e): Halberstädter Straße 113/115 (gegenüber Eiskellerplatz), ehemals "Sudenburg 1a/1b"
Produkt(e): Tabak, Zigarren, Zichorienpulver, (um 1841 auch eine Rübenzuckerfabrik)
Bemerkungen: Bei der Neuanlage im Jahr 1812 war dieses Grundstück das einzige bebaute im historischen Zentrum Sudenburgs. Bereits 1811 hatte der Kaufmann Jakob Joachim Hammer hier eine Rübenzuckerfabrik errichtet, die er aber bereits 1812 wieder aufgeben musste. Während der preußisch/russischen Blockade Magdeburgs 1813/14 waren in den Fabrikgebäuden französisch/westphälische Soldaten einquartiert. Nach Abzug der Besatzungstruppen betrieb Hammer auf dem Grundstück (Sudenburg 1b) eine Zichorienfabrik, die wohl 1823 von Müller & Weichsel übernommen wurde.

Firmenchronik:

Jahr: Ereignis:
1820 Gründung des Handelshauses Müller & Weichsel in Magdeburg. Adresse 1823: Holzhof 1.

Heinrich Wilhelm Müller: Rittergutsbesitzer, Geheimer Kommerzienrat, Stifter (seit 1862 Ehrenbürger der Stadt Magdeburg), erwarb 1818 das Magdeburger Bürgerrecht.

Portrait H.W. Müller>
Heinrich Wilhelm Müller um 1862.
Herkunft/Rechte: Kulturhistorisches Museum Magdeburg [CC BY-NC-SA]

August Weichsel: Über ihn ist wenig bekannt. Um 1825 war er Mitglied des Ältesten Kollegiums der Magdeburger Kaufmannschaft.
1823 Gründung der Fabrik in Sudenburg, an der heutigen Halberstädter Straße 113/115, gegenüber dem Eiskellerplatz. [2]
Adressbucheintrag von 1823:
Müller u. Weichsel, Landes-Producte, Cichorien-Fabrik, Commissions- und Speditions-Handlung, Holzhof 1

Zunächst wird auf dem Grundstück nur die (wohl von J.J. Hammer übernommene) Zichorienfabrik betrieben. Die Zigarren- und Tabakfabrik ist im Adressbuch 1823 noch nicht erwähnt. Wann genau sie gegründet wurde ist unbekannt. Im Jahr 1836 produzierte sie bereits.
Das Fabrikgelände erstreckte sich von der Halberstädter Straße bis zum Königsweg (heute Salzmannstraße). Die Tabakfabrik lag im vorderen Grundstücksteil an der Halberstädter Straße. Im hinteren Bereich (am Königsweg) wurde die Zichorienfabrik betrieben. Spätestens ab 1842 kam hier eine Dampfmaschine zum Einsatz. 
1836 Im "Regensburger Wochenblatt" findet sich folgende Werbeanzeige: [1]

"Der immer mehr zunehmende Begehr nach den Tabaken aus der Fabrik der Herren Müller & Weichsel in Magdeburg veranlaßte mich zu einer abermaligen Beziehung von nachstehenden Sorten, als:
Aragoa Canaster,
Feiner leichter Canaster ohne Rippen,
Echter Manati Tabak ohne Rippen,
Blätter-Barinas-Canaster Nro. 2.,
deren Empfang in unverändert guter Qualität ich den respect. Herren Consumenten ergebenst anzeige, und diese Tabake denen, welche noch keinen Versuch damit gemacht haben, mit aller Ueberzeugung empfehlen kann, insoferne sich dieselben eines allgemeinen ungetheilten Beifalls erfreuen.
Anton Geiß,
Spezereihändler in Stadtamhof."


Anm: Stadtamhof: Ehemals eigenständige Stadt, heute ein Stadtbezirk von Regensburg.
um 1840 Es wird ein Versuch unternommen in die Rübenzuckerproduktion einzusteigen, der aber scheitert. Das Magdeburger Adressbuch von 1841 nennt am Standort die "Rübenzuckerfabrik Müller & Weichsel". [2]
Im "Handbuch der Provinz Sachsen" von 1939 sind nur die Zichorien- und Tabakfabrik genannt.
1842 Ein statistisches Handbuch verzeichnet: [3, S. 34]
"... die Cichorien-, Cigarren- und Tabaksfabrik des Handlungshauses Müller & Wechsel zu Magdeburg, mit 1 Dampfmaschine von 8 Pferdekraft, welche an 300 Menschen beschäftigt."
Anm.: Von der Zuckerfabrik ist hier bereits keine Rede mehr.
1869/70 Nach dem Tod von H. W. Müller (am 12.04.1869) wird das Unternehmen an die Gebrüder Steffens verkauft, die das Unternehmen weiterführen als:

Müller & Weichsel Nachfolger

 

Quellen:

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